Hier entsteht das neue Förderzentrum

Der erste von vier würfelförmigen Gebäudeteilen ist schon weit gediehen. In die Neubauten sollen künftig Kinder im Grundschulalter einziehen. Fotos: Markus van Offern

Thomas Hegmann, Zandra Boxnick, Stephan Giesen und Jens Weller auf der Baustelle an der Gocher Schützenstraße. Fotos: Markus van Offern

Was früher die Pestalozzischule war, wurde vor zehn Jahren zusammen mit einem zweiten Standort in Goch eines von drei Förderzentren des Kreises Kleve. Nun erweitert die Baugesellschaft des Kreises die Schule für 16,5 Millionen Euro.

GOCH / KREIS KLEVE | „Als wir 2014 das Rahmenkonzept zur Zukunft der Förderschulen im Kreis beschlossen, ging es uns nicht darum, den gemeinsamen Unterricht auszubremsen. Aber wir wollten auch nicht, dass die Förderschulen ausliefen, denn deren Arbeit schätzen die Eltern vieler Kinder sehr“, sagt Zandra Boxnick, allgemeine Vertreterin des Landrats. Sie begleitete jetzt Stephan Giesen, den neuen Geschäftsführer der Kreis Klever Baugesellschaft (KKB), zum RP-Gespräch in der Astrid-Lindgren-Schule in Goch. Gemeinsam mit Schulleiter Thomas Hegmann berichtete sie, warum das Bauprojekt nötig war und was dort an der Schützenstraße passiert. Noch sehen Passanten vor allem einen Kran und Container, die für die wachsende Schule nötig sind. Bis spätestens 2027 muss aber alles fertig sein, auch die Sanierung des Bestandsgebäudes, denn dann soll der Standort am Leeger-Weezer-Weg, wo bislang der Primarbereich untergebracht ist, aufgegeben werden. Die Schüler des Sekundarbereichs werden, wenn die „Würfel“ fertig sind, übergangsweise dort einziehen, damit der Altbau saniert werden kann.

Im April 2023 waren die Bautätigkeiten aufgenommen worden – lange nach Beginn der Planung. Einer, dessen Geduld in der Genehmigungsphase stark strapaziert wurde, ist Thomas Hegmann, der Leiter der Förderschule. „Als ich 2018 nach Goch kam, war das Foyer mit dunklem Holz vertäfelt, die Decke abgehängt, das war keine gute Atmosphäre.“ Seitdem ist von innen viel passiert, es gab neue Möbel und moderne (auch digitale) Ausstattung, eine freundliche Farbgestaltung. „Was aber blieb, waren zu kleine Räume, zu wenig Parkraum und das Bewusstsein, dass wir auf keinen Fall genügend Raum für den offenen Ganztag haben, auf den die Familien demnächst ja einen Rechtsanspruch haben“, fasst Hegmann zusammen. Von damals 250 ist seine Schule auf etwa 290 Schüler angewachsen. Rund 40 Lehrkräfte gehören dazu, zudem Kollegen aus der Jugendhilfe. Sie betreuen auch die Jugendlichen des U-Turn, eine intensivpädagogische Maßnahme mit Außengruppen in Weeze und Goch. Die künftige Optik des Komplexes stellt KKB-Chef Stephan Giesen auf einem Bauplan im Büro des Schulleiters vor. „Abgerissen ist schon der Riegel entlang der Thielenstraße, der früher die Lehrküche enthielt. An der Niers, wie heute schon durch einen Zaun gesichert, bauen wir vier Kuben für die Klassenzimmer und Differenzierungsräume, in den ersten kommt zudem ein Technikkeller.“ Damit der so nahe am Fluss angelegt werden konnte, war ein kompliziertes Bauverfahren nötig. Grundwasser musste ins Gebäude eingelassen werden, weil erst mit kompletter Auflast, wenn der Kubus also fertiggestellt ist, das Eigengewicht so hoch ist, dass kein Aufschwimmen mehr droht. Dann muss natürlich intensiv getrocknet werden.

„Kubus 1 wird im Sommer fertig sein, im Juni beginnen wir mit dem zweiten und dritten Kubus. In den vierten wird die Mensa mit der Verteilküche einziehen, außerdem wird dieser Gebäudeteil zum Haupteingang“, so Giesen. Ins Obergeschoss kommt die Schulverwaltung. Die vier Würfel stehen zwar „einzeln“ nebeneinander, werden aber mit einem Gang verbunden, sodass niemand nass wird, der vom einen zum anderen Gebäude muss. Auch aus der ersten Etage, die mit einem Aufzug erschlossen wird, um barrierefrei zu sein, kann man von Kubus zu Kubus gelangen.

Die Schüler der Sekundarstufe werden langfristig im Bestandsgebäude bleiben, die Kinder im Grundschulalter ziehen später in die Kuben ein. „Wir denken daran, den Neubau schrittweise in Betrieb zu nehmen“, sagt Zandra Boxnick. Sie freut sich darauf, der Schülerschaft etwas Schönes bieten zu können. Zeitgemäße Architektur, an die Bedürfnisse der Pädagogik angepasst und energetisch auf der Höhe der Zeit, multifunktionale Möbel, frische Farben – das alles wird berücksichtigt. Der Platz für die Neubauten ist übrigens entstanden, weil Richtung Bahn ein kleines Wäldchen zum Fluss hin entfernt wurde – zum Ausgleich wird natürlich anderswo aufgeforstet. Klar, dass es auch einen neuen Spielplatz gibt und das Gelände überhaupt völlig neu gestaltet werden muss.

Übrigens bleibt das Förderzentrum eine Halbtagsschule, der offene Ganztag ist freiwillig. „Bisher nehmen daran nur 50 Schüler teil, aber das wird mehr“, ist Hegmann überzeugt. Schon, weil alles so schön wird . . .

Info

Drei Förderzentren im Kreis Kleve

Dezentral Die Förderzentren von Kleve, Goch und Emmerich nehmen Kinder mit Förderbedarf in den Bereichen Sprache, Lernen, Emotionale/soziale Entwicklung auf. Geistig stärker Behinderte besuchen die Don-Bosco-Schule und Haus Freudenberg, ebenfalls in Trägerschaft des Kreises.